Der Zweck dieser Arbeit ist zu zeigen, wie sich die Mechanismen des Sprachwandels entfalten, wenn zwei Sprachen in jahrhundertelangem Kontakt sind. Die Daten stammen aus dem Paradigma der Objektklitika der zimbrischen Mundart, einer deutschen Varietät, die noch heutzutage in drei verschiedenen Sprachinseln in Norditalien gesprochen wird (Luserna/TN, Giazza/VR und Roana/VI) und in engem Kontakt mit den angrenzenden romanischen Dialekten steht. Man weiß, dass einige syntaktische Phänomene leichter übernommen werden als andere, wenn zwei Sprachen jahrhundertelang in Kontakt stehen. Obwohl der Wortschatz immer die gröβte Rolle beim Sprachkontakt spielt, sind trozdem Fälle von morphologischen und syntaktischen Prägungen in der Literatur beschrieben, die aber viel komplexer zu sein scheinen, so dass diese Prozesse nicht als einfache Űbernahme betrachtet werden können. Es wird hier gezeigt, dass Sprachkontakt die Aufnahme oder den Verlust einer Regel verhindern oder begünstigen kann: z.B. ist die Subjektinversion (/ die Verb-zweit Restriktion) im Rätoromanischen erhalten geblieben, weil diese Sprache im Kontakt mit dem Deutschen steht. Wir behaupten, dass jede syntaktische Regel ins strukturelle System der aufnehmenden Sprache integriert werden muss. So ist der Verlust oder das Entstehen eines einzelnen syntaktischen Phänomens nie zufällig, sondern mit der Grammatik der Sprache eng verbunden. Es wird sich hier zeigen, dass der Bereich der zimbrischen Klitika eine besondere Syntax aufweist, die nie das Klitikum vor dem Verb, also in proklitischer Stellung erlaubt, und im Gegensatz zu den Romanischen Sprachen (von nun an RS). Wir werden die Hypothese vertreten, dass das Fehlen an Proklise mit den morphosyntaktischen Eigenschaften des Partizip Perfekts zusammenhängt, das genau wie im Deutschen keine Numerus- und Genuskongruenzmerkmale aufweist. Obwohl das Zimbrische eine Klasse von klitischen Pronomina entwickelt hat, wird die Pronominalsyntax der RS nicht einfach kopiert, sondern der Struktur des Zimbrischen angepasst. Die Arbeit ist wie folgt eingeteilt: in Abschnitt 2 fassen wir die wichtigsten konservativen und innovativen Merkmale des Zimbrischen zusammen, in Abschnitt 3 und 4 werden wir die Syntax der pronominalen Systeme sowohl in den RS als auch im Deutschen kurz darstellen. In Abschnitt 5 diskutieren wir die Stellung der Klitika im Zimbrischen und bringen die obligatorische Enklise mit der Syntax des Partizips in Zusammenhang.

Die Syntax der Pronominalobjekte und die Form des Partizips: Konservative Merkmale in der Sprachgeschichte des Zimbrischen

TOMASELLI, Alessandra;
2009-01-01

Abstract

Der Zweck dieser Arbeit ist zu zeigen, wie sich die Mechanismen des Sprachwandels entfalten, wenn zwei Sprachen in jahrhundertelangem Kontakt sind. Die Daten stammen aus dem Paradigma der Objektklitika der zimbrischen Mundart, einer deutschen Varietät, die noch heutzutage in drei verschiedenen Sprachinseln in Norditalien gesprochen wird (Luserna/TN, Giazza/VR und Roana/VI) und in engem Kontakt mit den angrenzenden romanischen Dialekten steht. Man weiß, dass einige syntaktische Phänomene leichter übernommen werden als andere, wenn zwei Sprachen jahrhundertelang in Kontakt stehen. Obwohl der Wortschatz immer die gröβte Rolle beim Sprachkontakt spielt, sind trozdem Fälle von morphologischen und syntaktischen Prägungen in der Literatur beschrieben, die aber viel komplexer zu sein scheinen, so dass diese Prozesse nicht als einfache Űbernahme betrachtet werden können. Es wird hier gezeigt, dass Sprachkontakt die Aufnahme oder den Verlust einer Regel verhindern oder begünstigen kann: z.B. ist die Subjektinversion (/ die Verb-zweit Restriktion) im Rätoromanischen erhalten geblieben, weil diese Sprache im Kontakt mit dem Deutschen steht. Wir behaupten, dass jede syntaktische Regel ins strukturelle System der aufnehmenden Sprache integriert werden muss. So ist der Verlust oder das Entstehen eines einzelnen syntaktischen Phänomens nie zufällig, sondern mit der Grammatik der Sprache eng verbunden. Es wird sich hier zeigen, dass der Bereich der zimbrischen Klitika eine besondere Syntax aufweist, die nie das Klitikum vor dem Verb, also in proklitischer Stellung erlaubt, und im Gegensatz zu den Romanischen Sprachen (von nun an RS). Wir werden die Hypothese vertreten, dass das Fehlen an Proklise mit den morphosyntaktischen Eigenschaften des Partizip Perfekts zusammenhängt, das genau wie im Deutschen keine Numerus- und Genuskongruenzmerkmale aufweist. Obwohl das Zimbrische eine Klasse von klitischen Pronomina entwickelt hat, wird die Pronominalsyntax der RS nicht einfach kopiert, sondern der Struktur des Zimbrischen angepasst. Die Arbeit ist wie folgt eingeteilt: in Abschnitt 2 fassen wir die wichtigsten konservativen und innovativen Merkmale des Zimbrischen zusammen, in Abschnitt 3 und 4 werden wir die Syntax der pronominalen Systeme sowohl in den RS als auch im Deutschen kurz darstellen. In Abschnitt 5 diskutieren wir die Stellung der Klitika im Zimbrischen und bringen die obligatorische Enklise mit der Syntax des Partizips in Zusammenhang.
2009
9783631593899
sintassi pronominale; forma del participio; accordo dell'oggetto; mutamento linguistico; cimbro; isole linguistiche tedescofone
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