Woellner, Johann Christoph von Preußischer Minister (1732–1800). Sohn eines Pastors, war Woellner zunächst Pastor, dann Gutsbesitzer. Woellner gehörte zum literarischen Kreis um Friedrich → Nicolai und genoss das Vertrauen von Friedrich Wilhelm II. schon vor dessen Thron- besteigung am 17. 6. 1786. Am 2. 10. 1786 wurde er vom König in den Adelstand erhoben. Nachdem Woellner den Minister Karl Abraham → von Zedlitz am 3. 7. 1788 aus dem Amt des Staats- und Justizministers sowie des Chefs des ,geistigen Departments‘ gedrängt hatte, erarbeitete er für den König den Religionsedikt vom 9. 7. 1788 und den Zensuredikt vom 19. 12. 1788. Beide Edikte veränderten das geistige Leben Preußens. Die dem Volk von Friedrich dem Großen uneingeschränkt ein- geräumte Freiheit in Sachen Religion, Philoso- phie und Literatur wurden widerrufen. Das Ziel beider Edikte war es, die während der Aufklä- rung innerhalb der lutherischen Landeskirche entstandenen vermeintlichen Irrtümer bezüglich der Grundwahrheiten des Christentums erbar- mungslos zu bekämpfen. Woellners politische Karriere fand mit dem Tod von Friedrich Wilhelm II. am 16. 11. 1797 ihr abruptes Ende. Kant, der we- gen Religion von der Zensur stark betro en war, schilderte Woellner im Streit als die Figur „eines Geistlichen, nachmals zum Minister im geistli- chen Departement erhobenen Mannes, dem man billigerweise auch keine andere, als auf seine in- nere Überzeugung sich gründende gut gemeinte Absichten unterzulegen Ursache hat,“ und der „im Jahr 1788 ein Religionsedict, bald nachher ein die Schriftstellerei überhaupt sehr einschränken- des, mithin auch jenes mit schärfendes Censure- dict ergehen lassen“ habe (7:5).

Woellner, Johann Christoph von

POZZO, Riccardo
2015-01-01

Abstract

Woellner, Johann Christoph von Preußischer Minister (1732–1800). Sohn eines Pastors, war Woellner zunächst Pastor, dann Gutsbesitzer. Woellner gehörte zum literarischen Kreis um Friedrich → Nicolai und genoss das Vertrauen von Friedrich Wilhelm II. schon vor dessen Thron- besteigung am 17. 6. 1786. Am 2. 10. 1786 wurde er vom König in den Adelstand erhoben. Nachdem Woellner den Minister Karl Abraham → von Zedlitz am 3. 7. 1788 aus dem Amt des Staats- und Justizministers sowie des Chefs des ,geistigen Departments‘ gedrängt hatte, erarbeitete er für den König den Religionsedikt vom 9. 7. 1788 und den Zensuredikt vom 19. 12. 1788. Beide Edikte veränderten das geistige Leben Preußens. Die dem Volk von Friedrich dem Großen uneingeschränkt ein- geräumte Freiheit in Sachen Religion, Philoso- phie und Literatur wurden widerrufen. Das Ziel beider Edikte war es, die während der Aufklä- rung innerhalb der lutherischen Landeskirche entstandenen vermeintlichen Irrtümer bezüglich der Grundwahrheiten des Christentums erbar- mungslos zu bekämpfen. Woellners politische Karriere fand mit dem Tod von Friedrich Wilhelm II. am 16. 11. 1797 ihr abruptes Ende. Kant, der we- gen Religion von der Zensur stark betro en war, schilderte Woellner im Streit als die Figur „eines Geistlichen, nachmals zum Minister im geistli- chen Departement erhobenen Mannes, dem man billigerweise auch keine andere, als auf seine in- nere Überzeugung sich gründende gut gemeinte Absichten unterzulegen Ursache hat,“ und der „im Jahr 1788 ein Religionsedict, bald nachher ein die Schriftstellerei überhaupt sehr einschränken- des, mithin auch jenes mit schärfendes Censure- dict ergehen lassen“ habe (7:5).
2015
9783110172591
Immanuel Kant
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