Der durch die Bologna Konferenz 1999 im Gang gesetzte Prozess für eine wirtschaftlich, umweltfreundlich und kulturell tragbare Entwicklung hat zur Zusammenstellung der European Research Area geführt, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Bildungssysteme von allen teilnehmenden Ländern zu normieren. Unter den ersten Wirkungen war die lange erhoffte Zunahme von Hochschulabsolventen in ganzem Europa. Die Bologna-Erklärung ist somit zum festen Bestandteil der gesamteuropäischen bildungspolitischen Tradition geworden. Will man auf dessen Akzeptanz in den beteiligten Ländern genauer sehen, so kann man für Italien auf eine breite Akzeptanz hinweisen. Das Interesse am europäischen Wissenschaftsraum ist in Italien ebenso groß. Nicht von ungefähr wurde in Italien der Bologna-Prozess inzwischen beinahe gänzlich umgesetzt, was unter anderem von der im Jahr 2008 von der Regierung verordneten Feinabstimmung aller Studiengänge bezeugt wird. Natürlich bleibt eine Anzahl von Fragen offen. In Italien muss sehr bald das Abitur antizipiert werden. Denn Italien zählt noch zu den immer weniger Ländern, die eine dreizehnjährige Schulbildung anbieten. Da sich interdisziplinäre Studium Generale Module zu den kulturellen Kompetenzen sich hervorragend zur Neugestaltung des Überganges von der Schule zur Universität eigen, wäre es durchaus denkbar, dass solche Module in Italien den Kern eines ersten propädeutischen Studienjahres bilden würden, was die Konsequenz mit sich bringen würde, im italienischen Hochschulsystem wechselte man von einem dreijährigen zu einem vierjährigen Modell. Das Hauptproblem besteht wohl darin, im Geist der Bologna-Erklärung eine Idee von Wissenschaft zu vermitteln, die als Brücke zwischen Grundlagen- und angewandte Forschung fungiert. Die Antwort lässt sich in den Studium Generale Module, die darauf ausgerichtet sind, Studenten und Dozenten eine Aneignung der europäischen intellektuellen Identität konkret zu ermöglichen. An vielen europäischen Universitäten werden bereits Studium Generale Veranstaltungen angeboten, mit dem Ziel einer Orientierung vor der endgültigen curricularen Entscheidung. Im Studium Generale wird kein Abschluss vorgesehen, da es sich vielmehr um eine Hilfsmaßnahme handelt, die sich an alle Studenten wendet. Besondere Aufmerksamkeit wird der Erziehung zum Selbstdenken gewidmet, womit Studenten in Sachen reflexives Nachdenken, interdisziplinäres Querdenken und kommunikatives Denken zu Probe gestellt werden. Zugrunde liegt das neuhumanistischen Ideals von Robert Maynard Hutchins, der um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts die berühmten Humanities 1 und Humanities 2 Module sowie das Great Books Curriculum einführte, dessen textuellen Basis in den vierundfünfzig Bänden der Encyclopedia Britannica Reihe, The Great Books of the Western World, von Homer bis Sigmund Freud lag.
Europas intellektuelle Identität: Erfahrungen aus dem philosophiehistorischen Unterricht
POZZO, Riccardo
2010-01-01
Abstract
Der durch die Bologna Konferenz 1999 im Gang gesetzte Prozess für eine wirtschaftlich, umweltfreundlich und kulturell tragbare Entwicklung hat zur Zusammenstellung der European Research Area geführt, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Bildungssysteme von allen teilnehmenden Ländern zu normieren. Unter den ersten Wirkungen war die lange erhoffte Zunahme von Hochschulabsolventen in ganzem Europa. Die Bologna-Erklärung ist somit zum festen Bestandteil der gesamteuropäischen bildungspolitischen Tradition geworden. Will man auf dessen Akzeptanz in den beteiligten Ländern genauer sehen, so kann man für Italien auf eine breite Akzeptanz hinweisen. Das Interesse am europäischen Wissenschaftsraum ist in Italien ebenso groß. Nicht von ungefähr wurde in Italien der Bologna-Prozess inzwischen beinahe gänzlich umgesetzt, was unter anderem von der im Jahr 2008 von der Regierung verordneten Feinabstimmung aller Studiengänge bezeugt wird. Natürlich bleibt eine Anzahl von Fragen offen. In Italien muss sehr bald das Abitur antizipiert werden. Denn Italien zählt noch zu den immer weniger Ländern, die eine dreizehnjährige Schulbildung anbieten. Da sich interdisziplinäre Studium Generale Module zu den kulturellen Kompetenzen sich hervorragend zur Neugestaltung des Überganges von der Schule zur Universität eigen, wäre es durchaus denkbar, dass solche Module in Italien den Kern eines ersten propädeutischen Studienjahres bilden würden, was die Konsequenz mit sich bringen würde, im italienischen Hochschulsystem wechselte man von einem dreijährigen zu einem vierjährigen Modell. Das Hauptproblem besteht wohl darin, im Geist der Bologna-Erklärung eine Idee von Wissenschaft zu vermitteln, die als Brücke zwischen Grundlagen- und angewandte Forschung fungiert. Die Antwort lässt sich in den Studium Generale Module, die darauf ausgerichtet sind, Studenten und Dozenten eine Aneignung der europäischen intellektuellen Identität konkret zu ermöglichen. An vielen europäischen Universitäten werden bereits Studium Generale Veranstaltungen angeboten, mit dem Ziel einer Orientierung vor der endgültigen curricularen Entscheidung. Im Studium Generale wird kein Abschluss vorgesehen, da es sich vielmehr um eine Hilfsmaßnahme handelt, die sich an alle Studenten wendet. Besondere Aufmerksamkeit wird der Erziehung zum Selbstdenken gewidmet, womit Studenten in Sachen reflexives Nachdenken, interdisziplinäres Querdenken und kommunikatives Denken zu Probe gestellt werden. Zugrunde liegt das neuhumanistischen Ideals von Robert Maynard Hutchins, der um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts die berühmten Humanities 1 und Humanities 2 Module sowie das Great Books Curriculum einführte, dessen textuellen Basis in den vierundfünfzig Bänden der Encyclopedia Britannica Reihe, The Great Books of the Western World, von Homer bis Sigmund Freud lag.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.