Deutsch als Minderheitensprache in Italien

Rabanus, Stefan
;
Bidese, Ermenegildo;
2019-01-01

Abstract

Deutsch kommt in Italien in drei verschiedenen Erscheinungsformen vor: (a) in alten Sprachinseldialekten, (b) als regionale Mehrheitssprache mit breitem Varietätenspektrum in Südtirol und (c) als Deutsch als Fremdsprache. Rechtlich ist die Stellung des Deutschen in Bezug auf die sog. Sprachinseln durch die italienische Verfassung und das Staatsgesetz Nr. 482 des Jahres 1999 zum "Schutz der historischen Sprachminderheiten" geregelt. Auf die Autonome Provinz Bozen-Südtirol findet das Gesetz keine Anwendung, weil es hier spezifische regionale Regelungen gibt, die wesentlich weitergehend sind. Auch sonst ist die Situation in Südtirol grundsätzlich von derjenigen in den historischen Sprachinseln verschieden, und zwar in Bezug auf die Zahl der Sprecher (hoch in Südtirol vs. sehr niedrig in den Sprachinseln), die Sprachkompetenz der Sprecher (manchmal sehr beschränkt oder ganz abwesend in Sprachinseln), die Funktionsdomänen (manchmal nur Familiensprache oder allein Erinnerungssprache in den Sprachinseln) und das Verhältnis von Sprache und Ethnizität. Nur in Südtirol verstehen sich die Sprecher als ethnisch-kulturell "deutsch", während es in den Sprachinseln üblicherweise das Bewusstsein einer lokalen Identität gibt, die dann mit Etiketten wie "cimbro" und dergleichen versehen wird. Der Bezug zum deutschen Sprach- und Kulturraum, der wichtig für Südtirol und entscheidend für Deutsch als Fremdsprache in Italien ist, existiert in den Sprachinseln nicht. In allen genannten Erscheinungsformen steht Deutsch in einer Mehrsprachigkeitssituation. Das Minimum ist hier ein Bilinguismus von deutscher Varietät und Standarditalienisch, worin im staatlichen Schulsystem allen Sprechern mindestens Grundkenntnisse vermittelt werden. In den meisten Fällen sind die individuellen Repertoires aber wesentlich umfassender und schließen Dialekte, höhere Register der Regionalsprache und Standardvarietäten verschiedener Sprachen ein.
2019
978-3-11-018003-9
Mehrsprachigkeit, Sprachkontakt, Sprachplanung, Tirolisch, Walserdeutsch, Zimbrisch, Fersentalerisch, Plodarisch, Sauranisch (Zahrerisch), Tischerwangerisch, Kanaltal-Kärtnerisch, Italienisch
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