Die Bibelübersetzung Bretkes stellt ein besonderes Werk dar, dessen Beurteilung durch die komplizierte Entstehung der Textentwicklung die Arbeit dem Philologen und dem Sprachwissenschaftler nicht leichter macht. Nach den gründlichen und umfassenden Textedition und Kommentar des Neuen Testaments (NT) Bretkes durch J. Range (1992; 1996) konnte man sich ein Bild über die Entstehung, Motivationen, Arbeitsphasen, verschiedene Korrekturschichten bis zu den Korrekturen der externen Korrektoren Gallus, Siautil und Gedkant machen. Um es vereinfachend auszudrücken, erlaube ich mir anhand der Paraphrase von Ranges Interpretation eine knappe Bewertung der Bretkenschen Übersetungsarbeit zu formulieren, die als Ausgangspunkt für weiterführende Untersuchungen dienen kann: die Textgestalt der Übersetzung des NT ist stark variierend uns setzt sich aus verschiedenen „sprachwirklichen Formen“ zusammen, die aber synchron unterschiedlichen Mundarten und Dialekten zuzuordnen sind, so dass das gesamte sprachliche Resultat eine „künstliche Mischsprache“ darstellt. Das Ziel Bretkes war primär, eine allgemeinverständliche Kirchenversion zu schaffen, was häufig der Fall bei derartigen Übersetzungen den NT auch in anderen Kulturen gewesen ist, ohne aber die eigenart abzulegen, aus verschiedenen Teilsystemen eine nicht einheitliche „Kunstsprache“ zusammenzunähen. Trotz seiner schwierigen Beurteilung ist für uns Bretkes NT ein (ich zitiere nach Range 1992:261) „Thesaurus linguae lithuanicae“ des 16. Jht., der zusätzlich durch die Glossen und verbesserungen der externen Korrektoren bereichert ist. Obwohl es seit Falkenhahn (1941) immer wieder auf die Wichtigleit der Korrektoren aufmerksam gemacht wurde, wurde bis jetzt noch keine systematische Analyse ihrer Glossen unternommen. Diese Studie stellt einen ersten Versuch dar, die Verbesserungsvorschläge und Varianten des Korrektors Gallus an Bretkes NT systematich in einen grammatikalischen Raster zu bringen und sie kontrastiv mit Bretkes Lösungen zu analysieren. Die erste Untersuchung erfolgte am Text des Lukas Evangelium, und das aus einem bestimmten Grund: während Gallus – vgl. Falkenhahn (1941: 247) und vor allem Range (1992: 136ff.) – nach der Vorlage eines wahrscheinlich zwischen 1539-1540 datierbaren Lutherdrucks (Range, 1996: XIII Einleitung) seine Korrekturen angebracht hat, hat Bretke gerade das Lukas Evangelium zuerst aus einer lateinischen Vorlage (nahe der Sixtino-Clementina Version) übersetzt. Erst in einem späteren Durchgang hat Bretke auch einen Luthertext (und einen griechischen Text) herangezogen. Gerade diese Evangelium bietet durch die verschiedenen Vorlagen die einmalige Möglichkeit, einerseits die Vorschläge Gallus in ihrer Abhängigkeit vom Modell linguistisch zu bewerten, und in den Fällen der geringen Abhängigkeit sprachwirkliche Lösungen festzuhalten und kontrastiv zu analysieren. Andererseits erlaubt die Vorgehensweise, die Strategien, Schnittpunkte und die Interaktion zwischen Übersetzer und Korrektor zu beobachten.

Un autore da scoprire nei testi antico-lituani

COTTICELLI, Paola
2002-01-01

Abstract

Die Bibelübersetzung Bretkes stellt ein besonderes Werk dar, dessen Beurteilung durch die komplizierte Entstehung der Textentwicklung die Arbeit dem Philologen und dem Sprachwissenschaftler nicht leichter macht. Nach den gründlichen und umfassenden Textedition und Kommentar des Neuen Testaments (NT) Bretkes durch J. Range (1992; 1996) konnte man sich ein Bild über die Entstehung, Motivationen, Arbeitsphasen, verschiedene Korrekturschichten bis zu den Korrekturen der externen Korrektoren Gallus, Siautil und Gedkant machen. Um es vereinfachend auszudrücken, erlaube ich mir anhand der Paraphrase von Ranges Interpretation eine knappe Bewertung der Bretkenschen Übersetungsarbeit zu formulieren, die als Ausgangspunkt für weiterführende Untersuchungen dienen kann: die Textgestalt der Übersetzung des NT ist stark variierend uns setzt sich aus verschiedenen „sprachwirklichen Formen“ zusammen, die aber synchron unterschiedlichen Mundarten und Dialekten zuzuordnen sind, so dass das gesamte sprachliche Resultat eine „künstliche Mischsprache“ darstellt. Das Ziel Bretkes war primär, eine allgemeinverständliche Kirchenversion zu schaffen, was häufig der Fall bei derartigen Übersetzungen den NT auch in anderen Kulturen gewesen ist, ohne aber die eigenart abzulegen, aus verschiedenen Teilsystemen eine nicht einheitliche „Kunstsprache“ zusammenzunähen. Trotz seiner schwierigen Beurteilung ist für uns Bretkes NT ein (ich zitiere nach Range 1992:261) „Thesaurus linguae lithuanicae“ des 16. Jht., der zusätzlich durch die Glossen und verbesserungen der externen Korrektoren bereichert ist. Obwohl es seit Falkenhahn (1941) immer wieder auf die Wichtigleit der Korrektoren aufmerksam gemacht wurde, wurde bis jetzt noch keine systematische Analyse ihrer Glossen unternommen. Diese Studie stellt einen ersten Versuch dar, die Verbesserungsvorschläge und Varianten des Korrektors Gallus an Bretkes NT systematich in einen grammatikalischen Raster zu bringen und sie kontrastiv mit Bretkes Lösungen zu analysieren. Die erste Untersuchung erfolgte am Text des Lukas Evangelium, und das aus einem bestimmten Grund: während Gallus – vgl. Falkenhahn (1941: 247) und vor allem Range (1992: 136ff.) – nach der Vorlage eines wahrscheinlich zwischen 1539-1540 datierbaren Lutherdrucks (Range, 1996: XIII Einleitung) seine Korrekturen angebracht hat, hat Bretke gerade das Lukas Evangelium zuerst aus einer lateinischen Vorlage (nahe der Sixtino-Clementina Version) übersetzt. Erst in einem späteren Durchgang hat Bretke auch einen Luthertext (und einen griechischen Text) herangezogen. Gerade diese Evangelium bietet durch die verschiedenen Vorlagen die einmalige Möglichkeit, einerseits die Vorschläge Gallus in ihrer Abhängigkeit vom Modell linguistisch zu bewerten, und in den Fällen der geringen Abhängigkeit sprachwirkliche Lösungen festzuhalten und kontrastiv zu analysieren. Andererseits erlaubt die Vorgehensweise, die Strategien, Schnittpunkte und die Interaktion zwischen Übersetzer und Korrektor zu beobachten.
2002
9788862742863
interferenza linguistica; antico lituano; traduzione bibbia; lessico; morfologia; sintassi
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